Roadtrip USA – Von Las Vegas nach Reno

 In Reisen und Bilder, USA

Am nächsten Tag gabs dann noch eine kleine Stadtrundfahrt, natürlich zum berühmten Las Vegas Schild. Aber was für eine Enttäuschung. Nix mit einsamem Schild in der Wüste. Total zugebaut das Teil. Immerhin war ich früh da und der Parkplatz war leer und nicht, wie am Vortag, mit Touribussen und Stadtrundfahrtkutschen zugestellt. Besonders hat mir der Blick auf den Flughafen gefallen, die Stadt ist eh ein Paradies für Spotter. Kommt man den Las Vegas Blvd. Richtung Norden entlang landen die Flugzeuge direkt vor der Hotelkulisse und sind unterhalb der Hoteldächer. Ein Wahnsinnsanblick. In der anderen Richtung sah es nicht so pompös aus, aber dennoch ordentlich wenn die Flieger so dicht über der Straße reinkommen. Ich wollte eigentlich noch etwas warten und eine Maschine von Janet erwischen, aber die Uhr tickte und ich hatte noch einiges an Strecke vor mir.

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Vor der Fahrt ins Death Valley wollte ich fix tanken, aber ganz so fix war es dann doch nicht. Bis ich begriff, dass man erst in die Tanke reingeht, dort die Säule ansagt und bezahlt, um dann rauszugehen und zu tanken brauchte ich doch etwas. Restgeld gibts aber auch, dann muss man nach dem Tanken halt nochmal rein. Dann noch 2 Stangen Dr. Pepper light kaufen und ab in die Wüste. Diese Weite ist echt beeindruckend, dieses gigantische Nichts, in dem aber doch jede Menge lebt, wenn man sich darauf einlässt und mal eine Weile genau beobachtet. Und die ganzen Sträucher und Gestrüppzeugs sind ja durchaus auch Lebewesen. Trotzdem sind die Dimensionen Wahnsinn. Und fahrerisch sehr anstrengend. Und das liegt nicht nur daran, dass es einfach keine Bäume gibt an denen man mal Pause machen kann. Man steht quasi wie auf dem Präsentierteller und nach Murphy kommt immer genau dann ein Auto, wenn man es nicht gebrauchen kann. Ich hätte auch nicht erwartet dass Lenkrad halten so anstrengend sein kann. Mehr muss man auf der Strecke nicht machen und das ist wohl auch das erschöpfende.

Die erlaubten 70 Meilen pro Stunde empfand ich gar nicht als so langsam, die Straßen sind teilweise ziemlich hubbelig und wenn man schneller fährt landet man nur eher im Graben weil der eine Strauch da hinten rechts spannender ist, als das was vor einem auf der Straße passiert. Da passiert nämlich absolut rein gar nichts. Man kann auch Strommasten zählen, oder was auch immer da noch für Leitungen drauf liegen. Im übrigen alles Baumstämme die in den Boden gerammt wurden. Und hier in Deutschland wollen die betroffinninnen Bürgerverbändinnen überall Erdkabel oder die lieber auch nicht, denn der Strom kommt ja aus der Steckdose….

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Langsam wurde dann die Landschaft immer wüster, die Sträucher wurden weniger und dafür tat sich eine Kulisse auf, die zeigte, dass die Marsmissionen eigentlich für die Katz waren. Dort siehts auch nicht anders aus. Wobei, ohne die wüsste man nicht, dass es im Death Valley so wie auf dem Mars aussieht. Oder sieht es auf dem Mars wie im Death Valley aus? Auf jeden Fall breitet sich dort eine beeindruckende Einöde aus, so öde und leer dass ich da unbedingt mal zu Fuß durch will. Oder mit dem Rad. Auf jeden Fall abseits der Straße ins Nichts. Aber auch im Nichts gibt es etwas, nämlich Aussicht. Und zwar jede Menge. Eine besonders umwerfende von Dantes View, einem Punkt direkt oberhalb des tiefsten Punktes gelegen. Allerdings sind beide durch eine einstündige Autofahrt getrennt. Man könnte natürlich einfach den Abhang runterballern, aber da hatte ich dann doch Sorgen um das Fahrwerk meines Leihwagens.

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Am unteren Bildrand ist dann auch gleich der tiefste Punkt zu sehen und im Hintergrund die Panamint Range.

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Hier geht es mal eben knappe 2km bergab.

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Auf dem letzten Bild sieht man dann auch eine weitere Sehenswürdigkeit, endlich mal anstädige Autos und nicht solche zerschwurbelten Pseudovernunftgurken wie hier. Fuck urbane Mobilität. Dazu brauchts kein Auto sondern ein Fahrrad und gescheiten ÖPNV, wie z.B. Busse mit Fahrradträgern an der Front. Und keine City-SUV, keine Tiguans, Jukes, X3 und wie diese Komplexvehikel sonst noch heißen. Und für alles andere nen schönen GMC Yukon XL. Da drin hat man Platz und kann auch direkt die Wohnung kündigen. Die Einbauküche passt sowieso locker ins Handschuhfach.

Beim nächsten Bild frage ich mich ob der Name Death Valley wirklich so glücklich gewählt ist, immerhin sieht das Teil eher nach dem Lebensspenderlake aus. Andererseits gehören Geburt und Tod ja auch zusammen, kein Anfang ohne eine Ende. Und wem das alles zu philosophisch ist, der kann sich auch einfach über einen Tümpel freuen der wie ein Spermium aussieht.

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Auf dem Weg Richtung Norden gab es dann noch einen komischen Kondensstreifenschatten, bestimmt von der Area 51 aus, oder irgendwas mit Chemtrailschnee der Reptiloiden oder sonstwelchen Murks.

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Das Tal selbst bietet außer einer Straße auch noch viele andere schöne Sachen, Sanddünen, vom Regen zerwaschene Canyons, Saurierspuren, und die dollsten Gesteinsformationen die man sich vorstellen kann. Und ich hab einen echten Roadrunner gesehen. Meep meep. Böse Zungen (also meine) behaupten ja, dass das gar nicht die echten Laute des Rennkuckkucks seien, sondern dass dieser blaue Geselle so fürchterlich schimpft, dass alles was er sagt zensiert und weggepiepst werden muss.

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Dann senkte sich langsam die Sonne und ich hatte noch einiges an Meilen bis zum nächsten brauchbaren Motel zu fressen. Und das fällt bei so einer Landschaft nicht grade leicht. Alle paar Minuten „boahgeil“ denken, anhalten, aussteigen, überwältigt sein, Bilder machen, Zeitdruck spüren, Strecke machen wollen, Freude an den durchdrehenden Hinterrädern haben, zweidrei Minuten fahren, „boahgeil“ denken usw….. Ein klein wenig ärger ich mich, dass ich auf meinem Handy nicht die Ortungsapp laufen ließ und meine Fotos noch um Geotags bereicherte, es ist doch nicht so trivial das alles auf der Karte nachzuvollziehen wo genau was war. Aber dafür hab ich jetzt einen triftigen Grund nochmal dorthin zu fahren. Mit der Fahrt ging es dann auch auf den, wie man sieht, total überfüllten Landstraßen weiter.

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Am Father Crowley Point hatte ich dann noch ein richtig amerikanischen Moment. Den ganzen Tag konnte ich neben dem Brabbeln des Motors und dem Pfeifen des Turbos noch das Dröhnen von Drohnen oder Flugzeugen hören. Gut die Drohnen hab ich nur wegen der Alliteration hingeschrieben. Aber es hat tatsächlich sehr oft und diffus vor sich hingedröhnt und wenn ich mal Internetempfang hatte, hat Flightradar24 trotz genereller coverage nichts angezeigt, dürfte also alles Militär gewesen sein. Als ich dann also am Father Crowley Point war und grade wieder auf den Highway wollte, wurde es plötzlich infernalisch laut, die Luftsäule in meinen Ohren vibrierte dass mir fast der Kopf platze und als ich nach oben sah, zog kopfüber eine F-15 oder F-18 dicht über mir hinweg und ballerte dann, hinter der auf dem letzten Bild sichtbaren Kante, kopfüber ins Tal. Das war mal intensiv. Sogar den Piloten konnte ich klar erkennen. Leider kam der Vogel nicht mehr zurück, aber das Erlebnis bleibt definitiv. Man kann nur hoffen dass einem sowas nicht in einem Demokratieimportland passiert. Dann hätte man an so einem Erlebnis wohl weniger Freude.

Von dem Tag gibt es dann nicht mehr viele Fotos, es wurde langsam dunkel und ich hatte noch 100 Meilen bis Bishop abzuspulen und unterwegs war der Empfang auch nicht so prickelnd als dass ich unterwegs nach Unterkünften hätte Ausschau halten können.

Als ich dann endlich in Bishop ankam, sprang mir direkt das Elms Motel in der Elm Street ins Auge. Und auch wenn ich drauf hoffte, so hatte ich doch keinen Besuch von Freddy bekommen, sondern halbwegs ordentlich und viel zu kurz gepennt. Das lag wohl an der großen Erschöpfung die ich erlitt, als ich gezwungen war, das Gepäck eine unverantwortlich gigantische Entfernung vom Auto zum Zimmer zu transportieren. Nunja, die USA sind halt ein großes Land, da muss man halt damit rechnen ein paar Schritte mehr zu gehen.

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Am nächsten Morgen freute ich mich dann auf mein kostenloses kontinentales Frühstück, aber als ich es sah, fragte ich mich welchen Kontinent die meinen. Plasteschüsselistan? Hinterplastelöffelei? Wegwerfalien? Es war jedenfalls kulturschöcklich und hatte mit europäischen Hotelfrühstücken rein gar nichts gemein. Milch, 2 Müslisorten, Toast und Marmelade. Thats it. Und Kaffee. Den ich aber nicht probiert hab, hatte ja noch den Kofferraum voll mit koffeinhaltigem und eisekaltem Dr. Pepper light. Das Zeugs säuft sich ja weg wie nix. Mittlerweile hab ich es auch in Deutschland gesehen, allerdings ist der Preis noch nicht mehrheitsfähig. Nach dem köstlichen Mahl, welches mehr Müll im Mülleimer als Nahrungsbrei in meinem Magen produziert hatte, gings dann durch den Ort, Kleinstadtflair einfangen und beim durchschauen meiner Bilder fällt mir auf, wie wenig ich doch einfing. Zum Beispiel das werbetafelgroße Schild mit allen Kirchen und Gottesdiensten. Ich glaub da hat jeder zehnte Bewohner eine eigene Kapelle im Hof stehen.

Im Ort ging es auch zum Postamt, Briefmarken kaufen, damit ich all die tollen Karten schicken konnte. Es war aber auch eine zeitliche Herausforderung die alle noch zwischen fahren, rumlaufen, angucken, schlafen, zu schreiben.

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Faszinierend fand ich, dass es selbst in so einer kleinen Kleinstadt von mal grade 4000 Einwohnern, trotzdem alles notwendige zum Leben gibt. Die Motels, die alle auf einem Haufen sind, die Fastfoodschuppen mit ihren Drive-thrus die alle auf einem Haufen sind, Schule, Krankenhaus, Pipapo. Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass die nächste, erreichbare Stadt, gute 270km entfernt ist. Im Winter sind die Straßen durch die Sierra Nevada gesperrt und es gibt auf 500 km zwischen Reno und Mojave keinen einzige Landverbindung auf die andere Seite der Berge. Nach der Stadt ging es dann auch in Richtung der majestätischen Berge, wenn ich schon in Deutschland keine weiße Pracht bekommen kann, dann wollte ich wenigstens im Urlaub das weiße Puder genießen können! Also rin die weiße Karre und hopphopp den Berg hinaufgerauscht. Auf der Fahrt hab ich dann aber auch die Verheerungen der Dürre gesehen. Dat is nich nur so fad weils grade Winter ist, die Gegend ist echt durch. Ein paar Wochen Dauerregen täten Mensch und Natur wirklich mal gut. Der Schnee hilft vielleicht beim schmelzen, aber so wahnsinnig viel lag dort auch nicht als dass er die Dürre beseitigen könnte. Immerhin hab ich Aspen erreicht. Dass der Ortsname hinter Aspen noch mit -dell weitergeht, das verschweige ich einfach mal, Aspen klingt einfach besser als Aspendell. P1060082

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Der Skifahrer hatte mir erstmal einen Schrecken eingejagt, aus der Sonne kam da etwas großes entgegen, hat die Arme so komisch bewegt, war nicht gut zu erkennen und es war keine Menschenseele weit und breit zu sehen. War es Bigfoot? Der sagenumwobene Sasquatch, der nun durch einen deutschen Touristen der im Mustang auf Schnee Piroutten dreht entdeckt würde? Leider nein, es war nur ein Skilangläufer, der die wunderbar gespurte Loipe für einen kleinen Ausflug nutzte. P1060096

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Dann ging es wieder runter ins Tal und auf die Straße nach Reno. Also Tempomat rein und versuchen sich so in die Karre reinzuflezen, dass man noch halbwegs auf die Bremse latschen könnte und trotzdem die Zeit möglichst lümmelig und bequem verbringen konnte. Und dann hieß es kullern, kullern, kullern und sich über die schwachbrüstige Anlage echauffieren. Im nächsten Urlaub kommt ne JVC Boombox mit, schon allein damit man den Rücken durch die Schallwellen massiert bekommt. Den Rest des Tages ging es dann am Lake Mono vorbei, nochmal in Richtung Schnee, über absolut überfüllte Straßen, auf denen alle 10 Minuten ein Auto entgegenkam und ich durch die enorme Verkehrsdichte gezwungen war, mehr als 10 Sekunden am Stück nach vorne zu schauen. Wobei das Tempolimit aber gar nicht so lahm ist wie oft behauptet wird. Meist waren zwischen 100 und 120 km/h erlaubt, und da auf der Straße eh nix passiert und die Gefahr des „zur Seite und nicht auf die Straße schauens“ sehr groß ist, ist es eh besser da nicht zu sehr zu rasen. Schon allein weil man sich nicht sicher sein kann, dass der Vordermann in der Spur bleibt während er mit dem Knie lenkt. Interressant waren dann auch die Wolkenformationen über den Bergen, die ich dann doch länger bewundern konnte, als es auf deutschen Autobahnen möglich gewesen wäre. Sonst war die Gegend recht ruhig, es gab allerdings neben der Straße auch einige heiße Quellen. Heute ärger ich mich, dass ich mich hab hetzen lassen, anstatt da einfach mal planschen zu gehen. Naja, nächster Grund da nochmal hinzufahren. Gegen abend gings dann stramm auf Reno zu, nicht aber, ohne noch in Falen (ja, ich bleibe dabei und kürze das sinnlose Ostwest- raus!) einen kleinen Zwischenstop einzulegen.

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Im Dunkeln hab ich dann endlich auch die größte Kleinstadt der Welt erreicht. Für alle die Vegas als Partymetropole ansehen wo sie ihren Junggesellenabschied oder ähnliches feiern wollen – vergesst es. Vegas ist zu sauber, zu chic, zu teuer und zu schickimicki. Fahrt lieber nach Reno, das Ding ist dreckig, laut, ranzig und echt. So echt wie eine kunstharzverkleidete Holzkonstruktion eben nur sein kann. Und auch hier gibts Spielautomaten überall, nur die Menschen sehen auf sympatische Art verranzter und schlumpiger aus. Auf jeden Fall ein interessanter Ort. Auch für Eisenbahnfans, durch die Stadt verläuft eine tiefergelegte Bahnlinie deren enge Betonwände das Dieselgeboller der schweren Lokomotiven ungemein verstärken. Sowas würd ich mir bisweilen als Subwoofer wünschen. Auch war das Frühstück, nunja, interessanter. Im Hotel gabs ein Diner und das dort verabfolgte San Francisco Scramble reichte dann auch bis ich kurz vor dem namensgebenden Ort war. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. Hier noch ein Bild dessen was dort als Frühstück gereicht wird: San Francisco Scramble bei Mel’s.

Auf nach San Francisco! 

 

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