Roadtrip USA – Von Reno zum Pazifik

 In Reisen und Bilder, USA

Zur Einstimmung auf meine nächste Etappe gab es in Mel’s Diner ein wunderbares San Francisco Scramble, Fleisch, Rührei, Spinat und Hashbrowns, dazu Toast und Marmelade. Und das gleich zum Frühstück. Hat den Vorteil, dass sich der Magen nicht vor dem späten Nachmittag wieder meldet. So gestärkt ging es dann hinaus in die frische, klare, kalte Luft. Reno ist tatsächlich ziemlich klein und abgeranzt. Aber grade das macht es auch sympatisch. Keine Tourihorden die meinen Hangover nachstellen zu müssen und gröhlend durch die Gegend ziehen, dafür seltsame Gestalten und niedliche alte Renterpärchen die sich einen lang gehegten Traum erfüllen und für die es zu Las Vegas nicht gereicht hat. Ansonsten ist die Stadt nicht ganz so besoffen zugebaut wie Las Vegas, was aber wohl vor allem daran liegt dass hier nicht ganz so viel Geld im Spiel ist. Und LSD wohl gegen Meth getauscht wurde.

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Nach einer kleinen Stadtrundfahrt und obligatorischer Dr. Pepper diet Nachschubversorgung ging es dann ab in die Berge, auf zum Lake Tahoe. Immerhin waren mir die 1300 Meter auf denen Reno liegt noch nicht hoch genug. Außerdem musst ich den See sehen, der nach einem wunderbaren Chevrolet benannt wurde. Ich muss bei Gelegenheit dann auch mal nach einem Lake Suburban und Lake Escalade ESV Ausschau halten. Die Fahrt über den Mount Rose Highway war sehr entspannt, eine tolle Landschaft, Skigebiete und die Straße zum Glück trocken und frei. Viele Kurven, grüne Bäume, blauer Himmel, Herz was willst du mehr? Eine ordentliche Anlage im Auto! Echt mal, das was die da im Mustang verbaut haben, ist nicht wirklich besser als ein billiger Bluetoothbrüllwürfel fürs Handy. Aber der Ausblick entschädigte dann doch für sehr vieles. Während meine armen armen Freunde in Deutschland nur von weißer Weihnacht träumen konnten, war ich im Schnee und ließ mir die Sonne ins Gesicht brennen. Der richtige Sonnenbrand kam zum Glück erst ein paar Tage später dazu. Nach vielen Kurven eröffnete sich dann der Blick auf den Lake Tahoe – und dieser Anblick ist unvergesslich! Gute 2km hoch gelegen, sieht man eine riesige, unwirklich tiefblaue Wasserfläche, blauer als ich es je war und blauer als es meine Kamera festhalten konnte. Und photogeshopt hier nicht! Ich kann jedenfalls nur jedem raten, sich dieses Naturwunder einmal live und in tiefblauer Farbe anzuschauen, und egal ob Sommer oder Winter, es ist eine Gegend, in der die Kiefermuskeln gut zu tun haben, damit die Kinnlade nicht dauernd runterfällt. Wer sich übrigens wundert, warum der See nicht zugefroren ist, findet hier eine Antwort.

 

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Allerdings forderten die Höhe und eine Woche Jetlagschlafmangel ihren Tribut. Mit nur 2-3h Schlaf pro Nacht lebt es sich auf 2km Höhe nicht so gut. Also auf Richtung Flachland, jedoch zogen von Westen her trübe Wolken heran und die nette Dame im Souvenirladen meinte dass es abends schneien würde. Und das wo ich mit einer klassischen Heckschleuder unterwegs war. Und Schleuder stimmt hier wirklich! Kein Vergleich zu einem BMW. Gar keiner. Das war stellenweiese echt ein Eiertanz mit der Karre.
Und noch was zu den netten Leuten. Die Menschen, denen ich begegnete, waren wirklich allesamt ausgesprochen nett, höflich und zuvorkommend. Ich weiß nicht, ob das am Touristenbonus, an mir oder der Natur der Menschen lag. Lediglich die Dame im Postamt, in dem ich Briefmarken kaufte, war etwas muffelig. Trotzdem aber noch kilometer-, nein, meilenweit von den Muffelköppen aus der Beueler Postfiliale entfernt. Kleiner Tipp, wenn man echt Scheisse drauf ist und ein Gegenüber braucht das auch so richtig, richtig Scheisse drauf ist, geht in die Beueler Postfiliale in der Kreuzstraße. Aber weg von den Muffelköppen, wieder hin ins Land der Naturwunder und der netten Menschen. Diese Nettigkeit kann durchaus auch anstrengend sein. Wenn man nämlich groggy und leicht angemuffelt nur was kaufen will und alles einen fröhlich anstrahlt und irgendwo auch selbiges erwartet. Kein Wunder dass in dem Land so viele Psychotherapeuten und Amokläufer leben. Manchmal wäre es auch schön, ohne schlechtes Gewissen, auch ein klein wenig muffeln zu können. Genug philosophiert.

Zurück zum See. Hab ich schon erwähnt dass der der Hammer ist!? Das Wasser ist richtig klar, tiefblau, mit weißen Schiffen und einem Waldbrand am Horizont. Dieser war jedoch schnell unter Kontrolle und Schilder am Straßenrand wiesen darauf hin, wegen der Rauchwolke nicht mehr die Feuerwehr zu verständigen. Besonders schön fand ich das Schild am verschneiten Strand, dass kein Rettungsschwimmer zugegen wäre. Hätt ich jetzt so nicht erwartet. Sowieso die Schilder. Überall hängen Schilder und erklären dieses, jenes, was man tun und was man lassen sollte. Vor manchen stand ich eine Weile und hab versuchte aus dem Textwust heraus zu elaborieren, ob ich nun weiterlaufen darf oder es verboten ist und Verstöße mit einer mehrmonatigen Haftstrafe geahndet werden. Aber es ist alles gut gegangen. Ich schweif schon wieder ab. Eigentlich wollte ich noch an Sugar Bowl vorbei und dann die I-80 Richtung Westen fahren, aber die Schneewarnung der Einheimischen, der Wetterbericht und die schweren, grauen Wolken führten dann dazu, dass ich auf Höhe der Emerald Bay umdrehte und weiter südlich die US Route 50 in Richtung Sacramento nahm. Mir ging es da schon nicht mehr gut, ich fühlte mich zittrig und schlapp und wie mit Fieber. Ich erwischte auch das richtige Timing, kurz nachdem ich den Pass überquerte und es endlich bergab ging, fielen die ersten Schneeflocken, die jedoch, zum Glück, bald in Regen übergingen und meine Fahrt nicht verzögerten. Irgendwann abends kam ich dann in Davis an, suchte mir ein Zimmer, buchte mir für den nächsten Tag eine wunderbare Massage und schlief in den ersten langen Schlaf seit Tagen. Am nächsten Tag passierte nicht viel. Ich bin das erste mal seit vielen Tagen halbwegs wach aufgestanden, gefrühstückt, hab mich schön eine Stunde lang, in einem schnuckeligen Gebäudekomplex, durchkneten lassen, und bin dann noch durch die Stadt gelaufen. Es gibt dort tatsächlich so etwas wie ein Stadtzentrum, einen wunderbaren Wochenmarkt mit vielen schönen Sachen, und eine herrliche friedliche Atmosphäre. Das Wetter hat dann noch das seine dazu getan, es war mild und leicht regnerisch, aber nicht so dass ich einen Schirm vermisst hätte. Fast so wie in Venedig. Mental und körperlich wieder restauriert schwang ich mich auf meinen treuen Rappen und fuhr zu dne noblen Weintrinkern ins Nappa Valley. Dort sah es aber eher trostlos aus, nicht so sonnig und golden wie in der Werbung. Aber das Ahrtal sieht im Winter ja auch eher grau als golden aus. Lustig fand ich die Schilder auf denen stand, dass für die Bewässerung ausschließlich retykliertes Wasser genutzt wird. Ist Wasser nicht immer rezykliert? Und klingt das schwizerdütsche rezykliert nicht viel schöner als recyceld? Abends suchte ich mir dann wieder ein Motel irgendwo vor San Francisco. Dieses stand mit 5 anderen an einem Abzweig eines Kreisverkehrs, am anderen Abzweig waren ca. 6 Fastfoodläden mit eigenen Drive thrus, dazu noch ne Tanke und ein 7/11. Und ich habe mich tatsächlich für ca. 80m Luftlinie ins Auto gesetzt. Ab und zu muss ein wenig Dekadenz dann doch auch mal sein. Außerdem passe ich mich als Tourist gerne den ortsüblichen Sitten und Bräuchen an.

Besondern praktisch finde ich ja die in allen Motels vorhandenen Waschmaschinen und Eiswürfelbehälter. Da können sich europäische Herbergen echt noch ne Scheibe abschneiden. Nach einer lang durchgeschlafenen und erholsamen Nacht ging es dann auf in Richtung San Francisco, aber davon berichte ich dann beim nächsten mal.

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